Mancherorts stand ihnen das
Rathaus zur Verfügung. Dort schenkten die Männer ihnen Wein ein. Dazu
gab es frische Wecken. Die Kirche verteufelte die Feste und rückte sie
in die Nähe der heidnischen Bacchanalien. Den Ratsherren dürfte das
Treiben gleichfalls missfallen haben.
Dabei gab es auch Riten mit disziplinierendem Effekt. Ein
Frauengericht wurde unter Vorsitz der Gattin des Pfarrers gehalten. Es
wurde über Vergehen, wie schmutzige Wäsche, unreine Küchen oder
ungepflegte Kinder verhandelt. Die sühnende Strafe fand vor aller
Augen statt. Zum Beispiel mussten schuldig gesprochene Frauen ihr
Geschirr oder ihre Wäsche am Marktbrunnen reinigen.
Obschon die Weiberzechen einmal im Jahr zu
unterschiedlichen Terminen abgehalten wurden, dürfen sie als Ursprung,
zumindest als wichtiger Einfluss der Entstehung, der Weiberfastnacht
gelten.
Weiberfastnacht gehört heute zum Karneval wie der Rosenmontag.
Historisches zur Weiberfastnacht
Die Weiberfastnacht ist so alt wie der
Fasching. In der Regel feierten die Frauen, wie bei den Weiberzechen,
unter sich und überließen den Männern an diesem Tag die Pflichten des
Haushalts und die Aufsicht über die Kinder.
In manchen Orten gab es Stiftungen, die, ähnlich den Karnevalsvereinen
oder dem Damenkomitee heute, Geld für das alljährliche Weiberzechen
sammelten. In diesem Zusammenhang entstanden auch die Möhnenvereine.
In Franken werden alte Frauen als Möhne bezeichnet. Viele
Frauenkarnevalsvereine nennen sich noch heute so.
Die Möhnenkultur ist besonders im Rheinland verbreitet. In manchen
Regionen gibt es den Brauch, aus Draht und Kunststoff gebastelte
Möhnen an die Häuser zu hängen und in die Bäume zu setzen.
Als Hochburg der Weiberfastnacht gilt die Stadt Köln. Am Donnerstag
vor Aschermittwoch rissen sich die Marktfrauen und Arbeiterinnen punkt
zwölf die Mützen vom Kopf und warfen sie, zusammen mit Kohlköpfen,
durch die Gegend.
Wer auf diese Weise nicht mehr „unter der Haube“ war, also nicht mehr
unter der Fuchtel eines Ehemannes stand, konnte sich manchen
Schabernack erlauben.
Andere Quellen schreiben die Erfindung der
Weiberfastnacht den Wäscherinnen von Bonn-Beuel zu, die 1824
beschlossen, dass Frauen gleich den Männern Fasching feiern sollten.
In Beuel ist der Weiberfasching bis heute nicht Zugabe, sondern
Hauptattraktion.
Die Wieverfastelovend eröffnet jedenfalls noch heute den Kölner
Straßenkarneval. Das närrische Treiben zieht alte und junge Frauen an,
die sich untereinander und mit den Männern so manchen Spaß erlauben.
Faschingskostüme für jede
Frau
Während man sich im Mittelalter als
Muhme und altes, garstiges Weib verkleidete, geht es in unseren Tagen
wesentlich bunter und auffälliger zu: Krankenschwester, Piratin,
Matrosin, Polizistin - alles ist möglich.
Manche staffieren sich noch heute als Möhne aus und stürmen im
Großmutterlook die Straße. Nicht selten tauchen Frauen im Staat von
1900 auf. Fuchs, Katze und Biene sind, genau wie Teufel und Engel,
Dauerbrenner.
Wer lange draußen steht, sollte an warme Socken und wasserfestes
Schuhwerk denken. Das muss der Schönheit keinen Abbruch tun.
Klassische Kostüme gehören zu den Evergreens. Wer es sich leisten kann
und regelmäßig dabei ist, setzt auf Maßgeschneidertes. Mit Dreispitz,
Schiffchen oder anderer passender Kopfbedeckung, zünftigen
Gardestiefeln oder Bleyer Tanzschuhen kann man sich unters Volk
mischen.
Wer die Kostüme gerne wechselt, ist mit den Standardvarianten gut
bedient. Auch ein Kostümverleih kann eine Option sein.
Doch ganz egal, ob man sich sorgfältig klassisch ausstaffiert oder
modern als Superwoman kleidet, manchmal genügt auch schon ein
Clownskostüm mit roter Nase, um am närrischen Treiben mit „Helau!“ und
„Alaaf!“ teilzunehmen.
Sturm aufs Rathaus und
Schlipsbeschneidung
Am bekanntesten ist die Tradition,
den Männern beim Weiberfasching die Krawatte abzuschneiden. Als
Entschädigung gibt es ein Küsschen, Bützchen genannt. Die Herren der
Schöpfung sollten an diesem Tage nicht gerade ihr bestes Stück tragen.
Zwar bedarf der Schnitt der Zustimmung, doch im Eifer des Gefechts
kann es schon einmal zu Übergriffen kommen.
Das beherzte Kürzen des Schlipses durch einen kühnen Schnitt ist ein
symbolischer Angriff auf die Allmacht des Mannes. In den sechziger
Jahren, mit dem Erstarken der Frauenbewegung, wurden damit auch
politische Ambitionen verbunden.
In Beuel, einem Traditionsbezirk der Weiberfastnacht, gibt es einen
großen Weiberfastnachtsumzug. Im Anschluss stürmt das Damenkomitee
unter Führung der Wäscheprinzessin das Rathaus und übernimmt die
Macht.
Für die Wäscherinnen des 19. Jahrhunderts war das durchaus ein
gewagtes Statement. Sie beanspruchten nicht nur im Karnevalsbereich
und auf der Straße einen Teil Mitbestimmung, sondern gingen auch
selbstbewusst ins Rathaus. Wer bedenkt, wie starr die
gesellschaftlichen Verhältnisse und Konventionen damals waren, kann
ermessen, was die Frauen von Bonn Beuel mit der Weiberfastnacht
verbanden.
Heute ist es in vielen Städten üblich, dass die Frauen beim
Weiberfasching das Rathaus besetzen.
Beliebte Volksfeste rund
um den Weiberfasching
In den Hochburgen des Karnevals
Köln, Düsseldorf und Mainz gibt es traditionelle Veranstaltungen zur
Weiberfastnacht. Ein offizieller Feiertag ist der Weiberfasching
nicht. Dennoch wird in den meisten Firmen nur bis um 12.00 gearbeitet.
Prinz, Bauer und Jungfrau eröffnen Punkt 11.11 Uhr auf dem Alten Markt
mitten in Köln den Straßenkarneval. Damit sind die Karnevalssitzungen
in den Sälen Vergangenheit, Narren und Närrinnen erobern die Stadt.
Das knapp einstündige historische Karnevalsspiel "Jan un Griet" wird
traditionell in der Kölner Südstadt vor der Severinstorburg
aufgeführt. Es geht um Liebe und Verlust. Der Knecht Jan wirbt um die
Markfrau Griet. Diese lehnt ihn wegen seines Standes ab. Jan zieht
daraufhin in den Dreißigjährigen Krieg und kommt als erfolgreicher
Feldherr zurück. Griet bedauert ihren Entschluss. Danach formiert sich
ein erster Zug, der bis zum Denkmal "Jan von Werth" am Alten Markt
führt.
Hier findet dann am Tanzbrunnen ein großes, buntes Volksfest mit allen
Jecken der Stadt und variantenreichem Bühnenprogramm statt. Auf den
Straßen wird die ganze Nacht gefeiert.
Partys rund um die Wieverfastelovend gibt es in ganz Köln. Die Jecken
und Jeckinnen machen die gemeinsam die Stadt unsicher.